Werkstudent: Was ist das eigentlich?
Als Werkstudenten werden Studenten bezeichnet, die neben ihrem Studium einer Erwerbsarbeit nachgehen. Diese Arbeit hat idealerweise einen direkten Bezug zu ihrem Studium, sodass der Student zusätzliche Praxiserfahrung sammeln kann. Viele Studenten gehen jedoch einer Werkstudententätigkeit ohne Studienbezug nach, da für sie die Bezahlung und die Arbeitszeiten im Vordergrund stehen.
Welche Voraussetzungen gibt es?
Um als Werkstudent zu gelten, musst du zwei wesentliche Voraussetzungen erfüllen: Erstens musst du in einem Vollzeitstudium an einer Hochschule immatrikuliert sein. Sobald dein Studium beendet ist, kannst du nicht mehr als Werkstudent arbeiten. Auch ein Urlaubssemester qualifiziert dich nicht als Werkstudent. Und wenn du dich bereits im 25. Fachsemester deines Studiums befindest, entfällt ebenfalls das Werkstudentenprivileg.
Zweitens darfst du nicht mehr als 20 Stunden pro Woche arbeiten. Doch keine Regel ohne Ausnahme: In der vorlesungsfreien Zeit kannst du deine Arbeitszeit als Werkstudent auf 40 Stunden pro Woche erhöhen. Darüber hinaus gibt es eine weitere Ausnahme von der Arbeitszeitregel: Werkstudenten, die vorwiegend am Abend, in der Nacht oder am Wochenende arbeiten, dürfen im Einzelfall auch mehr als 20 Stunden pro Woche leisten.
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Das Gehalt: Was verdient ein Werkstudent?
Das Gehalt eines Werkstudenten muss laut Mindestlohngesetz mindestens 9,35 Euro pro Stunde betragen. Diese Mindestvergütung ist in der Praxis jedoch eher selten anzutreffen. Die meisten Firmen zahlen ihren Werkstudenten ein höheres Gehalt. Wie viel du tatsächlich als Werkstudent in einem Unternehmen verdienst, hängt im Wesentlich von deinem Studiengang, deinem Studienfortschritt und der Branche des Unternehmens ab. In Branchen mit großem Personalbedarf und hohen fachlichen Voraussetzungen, wie beispielsweise der Informatik, kann der Stundenlohn eines Masterstudenten durchaus 20 Euro betragen.
Generell lässt sich feststellen, dass Werkstudenten aus den Fachbereichen Natur- und Wirtschaftswissenschaften etwas mehr verdienen als Werkstudenten mit einem geisteswissenschaftlichen Hintergrund. Auch die Größe des Arbeitgebers spielt in der Praxis nicht selten eine Rolle in Bezug auf das Gehalt eines Werkstudenten. Größere Unternehmen sind oftmals etwas großzügiger als kleinere Firmen. Um dein Gehalt als Werkstudent in einem Unternehmen einschätzen zu können, solltest du eine Marktrecherche durchführen und dir vergleichbare Stellenangebote aus der gleichen Branche ansehen. Ein guter Richtwert liegt bei einem Gehalt zwischen 12 und 15 Euro pro Stunde.
Als Werkstudent beträgt deine maximale wöchentliche Arbeitszeit während des Semesters 20 Stunden. Sofern du den Mindestlohn von 9,35 Euro pro Stunde erhältst, beträgt dein Wochengehalt somit 187 Euro. In den Semesterferien darfst du hingegen 40 Stunden pro Woche als Werkstudent für ein Unternehmen tätig sein. Wenn dein Stundenlohn aufgrund deiner hohen fachlichen Qualifikation bei einer Tätigkeit für einen sehr attraktiven Arbeitgeber bei 20 Euro pro Stunde liegt, kannst du als Werkstudent in den Semesterferien auch 800 Euro pro Woche mit nach Hause nehmen. Manche Unternehmen zahlen ihren Werkstudenten eine zusätzliche leistungsbezogene Gehaltskomponente. Dies ist vor allem im Vertriebsbereich der Fall, wenn es darum geht, beim Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen zu unterstützen. Bei einer leistungsbezogenen Vergütung solltest du im Detail verstehen, wie sie sich zusammensetzt und wann sie gezahlt wird.
Muss ein Werkstudent Steuern zahlen?
Im Gegensatz zu normalen Arbeitnehmern profitierst du als Werkstudent vom Vorteil einer deutlich geringeren Steuer- und Abgabenlast. Als Werkstudent musst du grundsätzlich auch Steuern zahlen. Wie bei allen Arbeitnehmern berechnet sich die Lohnsteuer nach deinen persönlichen Lohnsteuerabzugsmerkmalen, wie beispielsweise deinem Familienstand und deiner Konfession. Dein Arbeitgeber wird darüber vom Finanzamt informiert. Lohnsteuer wird jedoch erst fällig, wenn dein Werkstudentengehalt über 950 Euro pro Monat (in Lohnsteuerklasse 1) liegt. Ab einem monatlichen Bruttoeinkommen von 950 Euro zahlst du eine Pauschalabgabe in Höhe von zwei Prozent deines Bruttoverdienstes.
Auch hinsichtlich der Sozialversicherungsbeiträge sind Werkstudenten stark begünstigt. Von deinem Werkstudentengehalt werden keine Beiträge für die Krankenkasse und die Pflegeversicherung abgezogen. Nur in die Rentenversicherung musst du als Werkstudent einzahlen. Liegt dein monatliches Gehalt jedoch unter 450 Euro, kannst du dich auf Antrag von der Zahlung der Rentenversicherungsbeiträge befreien lassen. Bei einem monatlichen Bruttoverdienst zwischen 451 und 850 Euro zahlst du 5 bis 9,35 Prozent an Rentenversicherungsbeitrag. Und bei einem Monatsgehalt von über 850 Euro musst du den Höchstbeitragssatz von 9,35 Prozent entrichten.
Alles in allem liegt deine Steuer- und Abgabenlast als Werkstudent somit bei rund zehn Prozent deines Bruttoverdienstes. Diese Faustregel erleichtert dir die finanzielle Planung, was unter dem Strich am Monatsende auf deinem Konto landet.
Haben Werkstudenten Urlaub?
Wie normale Arbeitnehmer haben auch Werkstudenten einen gesetzlichen Anspruch auf bezahlten Urlaub. Im Sinne des Bundesurlaubsgesetzes (BUrlG) gelten Werkstudenten als Teilzeitarbeitnehmer. Auch wenn in deinem Werkstudenten-Arbeitsvertrag Urlaub mit keinem Wort erwähnt wird, hast du einen Anspruch darauf.
Dein Urlaubsanspruch als Werkstudent richtet nach deinen Arbeitstagen. Gemäß BUrlG hat ein Arbeitnehmer bei einer 5-Tage-Woche einen Mindesturlaubsanspruch von 20 Tagen. Beachten solltest du jedoch, dass dieser volle Urlaubsanspruch erst dann entsteht, wenn du seit mindestens sechs Monaten bei einem Unternehmen arbeitest. Davor wird der Urlaubsanspruch anteilig berechnet. Nach dem Arbeits- oder Tarifvertrag in deinem Unternehmen stehen dir aber möglicherweise auch mehr Urlaubstage als gesetzlich vorgeschrieben zu.
Für Werkstudenten ist in der Praxis besonders die Teilzeitregelung des Urlaubsanspruchs von Bedeutung. Pro Arbeitstag in der Woche stehen dir vier Urlaubstage im Jahr zu. Wenn du also zwei Tage pro Woche arbeitest, hast du Anspruch auf acht Tage Urlaub im Jahr. Bei drei Arbeitstagen pro Woche, stehen dir 12 Urlaubstage jährlich zu.
Diese Teilzeitregelung gilt auch dann, wenn du als Werkstudent nur wenigen Stunden an festen Tagen arbeitest. Sofern du sehr unregelmäßige Arbeitszeiten hast, musst du als Grundlage deines Urlaubsanspruchs in einem ersten Schritt deine durchschnittliche Wochenstundenzahl ermitteln. In einem zweiten Schritt berechnest du auf Basis des betrieblich vereinbarten Urlaubsanspruchs deine Urlaubstage pro Jahr.
Wenn deine durchschnittliche Arbeitszeit pro Woche beispielsweise 18 Stunden und der jährliche Urlaubsanspruch in deiner Firma bei einer Vollzeitbeschäftigung 30 Tage (= 240 Stunden) beträgt, dann errechnet sich dein Urlaubsanspruch wie folgt: 240 x 18 / 40 = 108 Stunden.
Unterschiede zur Teilzeit / Minijob
Der wesentliche Unterschied zwischen einer Werkstudententätigkeit und einem Minijob sind der Studentenstatus, die Arbeitszeit und das Gehalt. Ein Werkstudent muss an einer Hochschule eingeschrieben sein und arbeitet in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis.
Bei einem Minijob handelt es sich entweder um eine kurzfristige oder eine geringfügig entlohnte Beschäftigung. Im Gegensatz zu einer Werkstudententätigkeit ist ein Minijob jedoch nicht an einen Studentenstatus gebunden. Ein kurzfristiger Minijob ist auf maximal drei Monate bzw. 70 Arbeitstage innerhalb eines Jahres befristet. Ein geringfügig entlohnter Minijob liegt vor, wenn das Arbeitsentgelt im Jahr im monatlichen Durchschnitt bei maximal 450 Euro liegt (ein klassischer 450-Euro-Job). Verdienst du als Student mehr als diese 450 Euro pro Monat bzw. ist deine Tätigkeit nicht an die genannten Zeitgrenzen gebunden, arbeitest du nicht in einem Minijob, sondern bist als Werkstudent tätig.
Vorteile eines Werkstudenten
Neben den beiden Vorteilen, dass du als Werkstudent in der Regel über einen langen Zeitraum für ein Unternehmen tätig bist und dabei eine Reihe steuerlicher Vorteile genießt, kannst du als Werkstudent noch von einer Reihe weiterer Vorteile profitieren.
Du bekommst ein ordentliches Gehalt: Die Zeiten, in denen Werkstudenten für einen Hungerlohn schuften mussten, sind in den meisten Unternehmen längst vorbei. Du bekommst mindestens den Mindestlohn gezahlt. Viele Firmen zahlen ihren Werkstudenten jedoch ein deutlich höheres Gehalt.
Du sammelst praktische Erfahrung: Neben Praktika ist eine Werkstudententätigkeit ein großer Pluspunkt in deinem Lebenslauf. Als Werkstudent kommst du über einen längeren Zeitraum in Kontakt mit Unternehmen und lernst deren Tätigkeiten und Abläufe in der Praxis kennen
Du baust dein Fachwissen aus: Eine Werkstudententätigkeit ist ein idealer Rahmen, um dein Fachwissen zu erweitern. Vor diesem Hintergrund suchst du dir am besten einen Arbeitgeber aus einer Branche, die einen direkten Bezug zu deinem Studium hat.
Du trainierst deine Soft Skills: Ein Unternehmen ist keine Hochschule und der Umgang zwischen Mitarbeitern in einer Firma mag sich durchaus stark vom Umgang zwischen Studenten unterscheiden. Insofern hast du als Werkstudent in einem Unternehmen die Gelegenheit, Eigenschaften wie Belastbarkeit, Zeitmanagement Organisationstalent sowie Kommunikations- und Kritikfähigkeit zu trainieren.
Du lernst deine Stärken und Schwächen kennen: Eine Tätigkeit in einem Unternehmen ist auch ein guter Rahmen, deine Stärken und Schwächen besser kennenzulernen. Als Werkstudent wirst du mit anderen Schwierigkeiten konfrontiert werden als an der Universität. Der Umgang damit wird dir dabei helfen, deine Persönlichkeit zu entwickeln.
Du hast flexible Arbeitszeiten: Die meisten Unternehmen lassen ihren Werkstudenten sehr viel Freiraum in Bezug auf deren Arbeitszeiten. In den meisten Fällen entscheidest du, wann und wie lange du arbeiten möchtest.
Du kannst die Ferien durcharbeiten: In den Semesterferien bist du nicht an die Beschränkung von 20 Stunden pro Woche gebunden, sondern kannst bist zu 40 Wochenstunden arbeiten. Dein Portemonnaie wird sich darüber freuen.
Du empfiehlst dich einem Arbeitgeber: Für viele Studenten ist die Tätigkeit als Werkstudent auch eine Art Eintrittskarte in ein Unternehmen. Du lernst deinen Arbeitgeber kennen und umgekehrt kann sich auch dein Arbeitgeber ein gutes Bild von dir machen. Wenn du ein rundes Bild abgibst, steht einer späteren Anstellung oft nichts mehr im Wege
Du kannst dir ein Netzwerk aufbauen: Netzwerke sind heutzutage in vielen Beruf erfolgskritisch. Als Werkstudent hast du die Möglichkeit, dir ein erstes berufliches Netzwerk aufzubauen. Nutze die Menschen, die du in deinem Unternehmen kennenlernst
Du kannst deine Abschlussarbeit im Unternehmen schreiben: Viele Unternehmen veröffentlichen die Information gar nicht, dass man bei ihnen eine Abschlussarbeit schreiben kann. Als Werkstudent hast du exklusiven Zugriff auf diese Info. Nutze die Gelegenheit, deine Arbeit für ein Unternehmen zu schreiben, das du gut kennst.
Du kannst deine Tätigkeit als Pflichtpraktikum anrechnen lassen: Viele Werkstudentenjobs können als Pflichtpraktikum angerechnet werden. Wichtigste Voraussetzung ist, dass die Tätigkeiten im Job den Studieninhalten und den Maßstäben des Pflichtpraktikums gerecht werden
Diese typischen Aufgaben erwarten dich
Das Aufgabenspektrum von Werkstudenten ist in der Praxis sehr breit. Je nach den Anforderungen und der Branche des Arbeitgebers sowie den Qualifikationen des Studenten unterstützen Werkstudenten Unternehmen bei unterschiedlichsten Aufgaben.
Sehr häufig werden Werkstudenten in Unternehmen als Unterstützung der Assistenz eingesetzt. Die Assistenz ist heutzutage in vielen Firmen stark überlastet, weshalb sie oftmals auf studentische Unterstützung im täglichen Management eines Unternehmens angewiesen ist.
Darüber hinaus arbeiten Werkstudenten oftmals in Projektteams mit und unterstützen Unternehmen beispielsweise bei Marketingkampagnen, bei der Organisation von Veranstaltungen oder bei der Content-Erstellung für Websites.
Idealerweise haben deine Aufgaben als Werkstudent in einem Unternehmen einen direkten Bezug zu deinem Studium. So kannst du nicht nur deine Qualifikationen in das Unternehmen einbringen, sondern auch jede Menge für dein Studium und deine spätere Karriere dazulernen.